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Der Gedächtnispalast
Ein Gedächtnispalast (auch Loci-Methode genannt) ist eine Merktechnik mit der sich viele Informationen in kurzer Zeit abspeichern lassen. Dabei werden Daten, die zuerst in assoziative Merkbilder umgewandelt werden, der Reihe nach im Raum verteilt.
Vermutlich kennst du dich in deiner Wohnung gut genug aus, um die einzelnen Gegenstände – wie Lampen, Fernseher oder Mikrowelle – darin sofort zu finden. Du kannst dir sogar ein mentales Bild davon erstellen. Das gilt natürlich auch für die Wohnung deiner Eltern oder von Freunden. Ebenso wie für deine Schule, deinen Arbeitsplatz oder die Lieblingspizzeria.
Unser Gehirn merkt sich Orte sehr gut. Auch wenn manche glauben einen schlechten Orientierungssinn zu haben, würden sie sich nie in der Wohnung eines Freundes verlaufen. Die Küche ist mit dem ersten Besuch fix abgespeichert, ebenso wie Tisch, Kühlschrank, Ofen usw. Das kannst du nun mit der Loci Methode zu deinem Vorteil nutzen, indem du zu lernende Daten in einer Wohnung verteilst. Bevor du jetzt beginnst die Seiten deines Biologiebuchs in der Wohnung herumzuwerfen, lies erst mal weiter.
Wie bei der Geschichten-Technik auch, ist es sinnvoll für die Loci Methode eine Reihenfolge zu haben, die du abspeichern möchtest. Das können chronologische Ereignisse, Anordnungen von Knochen oder nach Kalorien geordnete Mehlspeisen sein – ganz egal. Bei anderen Themen kannst du sogar auf die Reihenfolge verzichten, auch wenn dir dadurch eine „Gratis“-Information verloren geht.
Wenn du deine Liste beisammen hast, gehst du in ein Zimmer deiner Wahl und suchst dir so viele Gegenstände, wie du Punkte auf deiner Liste hast. Es sollten aber nie mehr als zehn pro Raum sein. Für die 45 US-Präsidenten wären das also fünf Zimmer. Zu jedem Punkt auf der Liste erstellst du jetzt (wie üblich) eine Assoziation, also ein Merkbild.
Beim ersten US-Präsidenten „Washington“ ist es relativ simpel, da man vermutlich ein Bild von ihm im Kopf hat. Für alle, die keine Vorstellung von ihm haben, würde sich „waschen“ oder „Waschbär“ anbieten. Dieses Bild wird nun auf dem ersten Gegenstand platziert, der sich zur linken Seite befindet, wenn man das Zimmer durch den Haupteingang (entscheide selber, welcher das ist) betritt.
Um die Loci Methode anwenden zu können (und später einen Gedächtnispalast zu bauen) brauchst du einen einfachen aber klaren Plan. Der muss immer gleich bleiben, denn sonst weißt du später nicht, in welche Richtung du z.B. durch den Raum schreitest, um deine Objekte abzurufen. Wenn das erste Objekt der Esstisch ist, dann stellst du dir vor, wie Washington in heroischer Pose auf dem Tisch steht bzw. wie du dich dort auf dem Tisch wäschst oder ein Waschbär etwas zu essen vom Tisch klaut – dadurch wirst du leicht eine Verknüpfung zu „Washington“ herstellen.
Als nächstes kommt die Kaffeemaschine, bei der du den zweiten Präsidenten „Adams“ ablegst, indem du dir vorstellst, wie Adam sich dort splitternackt am heißen Kaffee verbrennt. Nachdem du schließlich alle zehn Gegenstände im Zimmer mit den Präsidenten verknüpft hast, wechselst du in den nächsten Raum und kannst weiter an deinem kleinen Gedächtnispalast bauen.
Wenn du fertig bist, kannst du alles wiederholen und prüfen, ob die Bilder auch wirklich sitzen. Wenn du alle aufrufen und ihren Präsidenten zuordnen kannst, reicht es, wenn du es in einem Tag, dann in einer Woche und schließlich in einem Monat nochmal durchgehst. Alle Informationen, die du nicht wieder aufrufen konntest, musst du nochmal wiederholen oder ausbessern. Die ersten Erfahrungen mit der Loci Methode machst du am besten vor Ort, auch beim Abrufen. Sehr bald werden die Erinnerungen an die Orte aber ausreichen.
Die fix abgespeicherten Daten kannst du auch nach Lust und Laune erweitern. So kannst du nun zu den Präsidenten ihre Lebens- oder Regierungszeit hinzufügen – oder auch ihre Vornamen, ganz egal. Dafür nimmst du das bestehende Bild z.B. von Adam bei der Kaffeemaschine und fügst dem Bild weitere Merkbilder hinzu. Bei Jahreszahlen eignet sich z.B. das Major System besonders gut. Ansonsten kannst für die Jahreszahlen eigene Assoziationen suchen, wie z.B. für 11 ein Fußballspieler oder die Sonne für 12 (Mittag). Auch die Mnemotechnik der Zahlenbilder eignet sich hier sehr gut als Zusatzinformation. Alle anderen Daten werden wieder mit einer Assoziation (z.B. JD aus Scrubs für den Vornamen John) dem bestehenden Bild hinzugefügt. Dabei kann auch eine kleine Geschichte entstehen, die von dem Loci-Ort ihren Ausgang nimmt. Damit kannst du riesige Datenmengen in einem Zimmer abspeichern.
Die erweiterte Form der Loci Methode ist der rein mentale Gedächtnispalast, bei dem die Räume nicht mehr in der eigenen Wohnung usw. gesucht, sondern selbst im Kopf gebaut und eingerichtet werden. Damit steht unendlich viel Speicherplatz zur Verfügung, der auch noch nach den eigenen Wünschen strukturiert werden kann. Wer glaubt, dass es lange dauert einen Gedächtnispalast bauen zu können, hat zwar teilweise recht, aber es ist meistens mehr Arbeit alles auswendig zu lernen. Außerdem macht es echt Spaß die Fantasie spielen zu lassen und ein Gedankengebäude zu errichten, in das man jederzeit zurückkehren kann.